Akupunktur
Die Akupunktur (von lat. acus = Nadel, pungere = stechen) ist eine alte Methode der
Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) , bei der mit Hilfe von in den Körper eingestochenen
dünnen Nadeln Krankheiten geheilt, Schmerzen gelindert oder das Wohlbefinden gesteigert werden sollen.
Die Einstichpunkte liegen über den gesamten Körper verteilt auf so genannten Meridianen oder
Energiebahnen, in denen die körpereigene Energie, das Qi , fließt. Die einzelnen Akupunkturpunkte
sind auf Grund alter Erfahrungen festgelegt worden.
Obwohl die Sprache und Erklärungsmechanismen dem westlichen naturwissenschaftlich gebildeten
Menschen zunächst fremd und überholt erscheinen, erkennt man in diesem alten Wissen,
sofern die Begriffe jeweils modern übersetzt werden, neueste Erkenntnisse und Einsichten der
medizinischen Forschung. Die WHO hat eine Indikationsliste mit etwa 100 Beschwerdebildern,
die sich für Akupunkturbehandlung eignen, veröffentlicht. Besonders in der Schmerz- und
Suchtbehandlung werden die Nadeln auch von westlichen Schulmedizinern eingesetzt.
Traditionelle Akupunktur
Die Akupunktur dient - wie alle anderen Methoden der TCM - der Erhaltung des Gleichgewichts von
Yin und Yang. Krankheit entsteht nach traditioneller Ansicht, wenn diese Harmonie gestört ist.
Die Lebensenergie, die durch die Meridiane (Energiebahnen) strömt, darf nicht blockiert werden.
Durch Akupunkturnadeln kann er wieder ins Gleichgewicht gebracht werden, indem bestimmte Energiepunkte
sediert oder stimuliert werden. Für die Diagnosestellung berücksichtigt der Therapeut ganzheitliche
Aspekte wie die Lebensweise oder die Ernährung des Patienten, die Persönlichkeit,
die Krankengeschichte und so weiter. Je nach Befund dauert die Behandlung länger oder kürzer
und werden mehr oder weniger Nadeln verwendet und der Qi-Fluss reguliert.
In der modernen "verwestlichen" Akupunktur wird der philosophische Hintergrund ausgeklammert.
Die Diagnosestellung erfolgt nach einer normalen Konsultation. Die Wirkung wird nicht mit der
Beeinflussung des Qi erklärt, sondern mit den folgenden Mechanismen.
Wirkmechanismen
Die Akupunktur wirkt in der Hauptsache über vier verschiedene Mechanismen, die ihrerseits
nicht völlig unabhängig voneinander sind, nämlich:
- Bildung bzw. Verstärkung von körpereigenen morphinartigen Substanzen wie Endorphinen und
Enkephalinen sowie Einfluss auf Transmittersubstanzen an den Synapsen von Nerven- oder Muskelzellen
- Aktivierung oder Deaktivierung schmerzkontrollierender oder schmerzleitender Nervenzellen
- Reflexwirkung: ein erkranktes Organ führt zu einer Reihe von teilweise schmerzhaften
Veränderungen auch in ferner gelegenen Muskel- und Hautpartien, z.B. zu Verspannungen,
Verkrampfungen und Durchblutungsveränderungen; durch Einwirken auf diesen Bereich ist eine
Rückwirkung (Reflex) auf das erkrankte Organ möglich
- Bioelektrische Regulation: alle Nerven- und Muskelvorgänge sind u.a. elektrophysiologische
Vorgänge; die Veränderung an einer Muskelzelle - z.B. eine Depolarisation - kann über
die vielfältigen Verbindungen von Zellen, Geweben und Organen zu Veränderungen wie einer
Durchblutungssteigerung und/oder einer Abwehrzellenvermehrung führen
Akupunkturnadeln
Für die verschiedenen Anwendungen stehen unterschiedliche Arten von Nadeln sowohl dem Material
als auch der Dicke und Länge nach zur Verfügung.
In der Regel werden Nadeln aus Edelstahl als Einwegnadeln - und mehr historisch und heute nur noch
sehr selten aus Silber oder Gold - verwendet. Silber oder Goldnadeln finden vor allem bei der Akupunktur
des Ohres Verwendung.
Die Länge der Nadeln variiert zwischen 1,5 cm und 7 cm. Die kurzen Nadeln werden vor allem im
Gesichtsbereich, die langen bei der Behandlung tieferer Muskelstränge verwendet.
In der modernen Akupunktur werden neben Nadelakupunktur auch Laser- oder Elektroakupunktur eingesetzt;
hierbei werden die Punkte nicht durch Bewegen der Nadeln, sondern durch Elektro- oder Laserenergie stimuliert.
Moxibustion
Bei der Moxibustion werden die Akupunkturpunkte des Körpers durch Wärmereize stimuliert.
Hierzu wird Moxawolle, die aus Beifußblättern hergestellt wird, über oder auf der Haut
verbrannt. Die Haut verbrennt dabei selbst nicht, sie empfängt nur den Wärmereiz.
Ohrakupunktur
Bei dieser speziellen Form der Akupunktur werden Nadeln in die Ohrmuschel gesetzt. Man hat eine
Vielzahl von Nervenendigungen in der Ohrmuschel gefunden, die sozusagen kleinste Repräsentanten
für eigentlich alle inneren Organe und Teile des Bewegungsapparates darstellen. Jeder dieser Punkte
ist über das Gehirn einer bestimmten Region oder einem innerem Organ zugeordnet. Man könnte
sich zur Verdeutlichung einen winzigen Embryo vorstellen, den man verkehrt herum auf die Ohrmuschel
projiziert. Die jeweiligen Akupunkturpunkte liegen etwa dort, wo man sich die entsprechenden Organe
des Embryos vorstellen würde. Der Therapeut kann ganze Körperbereiche über die Nadelung
von Ohrakupunkturpunkten beeinflussen.
Im Gegensatz zu den Körperakupunkturpunkten lassen sich mit einem Ortungsgerät die
Ohrakupunkturpunkte nur finden, wenn das zugehörige Organ nicht in Ordnung ist.
Dann sind diese Punkte "aktiv". Wenn man nun an diesen Punkten Nadeln einsticht,
kann man die inneren Organe erreichen, die mit ihnen in Verbindung stehen. Die Therapie ist sehr
schnell wirksam. Besonders gut eignet sie sich zur Beeinflussung von inneren Organen wie Prostata,
Gebärmutter oder Eingeweiden. Auch in der Behandlung von Migräne, Trigeminusleiden,
Ischiasschmerzen, Allergien, Fresssucht, Nikotin-, Medikamenten-, Drogen-, oder Alkoholsucht
wird sie erfolgreich eingesetzt, ebenso bei Depressionen, Angstneurosen oder Organneurosen wie z. B.
der Bronchitis oder Gürtelrose. Sie ist auch als Elektroakupunktur durchführbar.
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