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Phytotherapie
In der Phytotherapie, einem der ältesten Therapieverfahren überhaupt, werden Beschwerden mit Hilfe von
Pflanzenwirkstoffen behandelt. Die Pflanzen werden eingesetzt als Frischpflanzen, als Drogen oder als Extrakte, die auch zu Tees, Kapseln, Tropfen oder Salben weiterverarbeitet werden können. Hinsichtlich der Wirksamkeit gibt es sowohl bei den einzelnen Pflanzen als auch bei den Präparaten große Unterschiede; generell haben pflanzliche Präparate jedoch ein breites Wirkungsspektrum und weniger Nebenwirkungen als synthetische Medikamente.
Unter Phytotherapie (griech. phyton = Pflanze, therapeia = Pflege) oder Pflanzenheilkunde versteht
man die Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten durch Pflanzen, Pflanzenteile und deren
Zubereitungen. Auch Befindensstörungen wie beispielsweise Nervosität werden mit pflanzlichen
Präparaten behandelt. Sonderformen davon, die sich über Jahrtausende entwickelt haben, sind ein wichtiger
Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und der Ayurvedischen Medizin in Indien.
Die Phytotherapie ist wie die Homöopathie eine spezielle Therapierichtung, die neben
naturwissenschaftlichen Bewertungsmaßstäben auch vorhandenes Erfahrungsmaterial heranzieht.
Man unterscheidet die rationale oder allopathische Phytotherapie, die auf der naturwissenschaftlich
begründeten Medizin basiert, und die traditionelle Phytotherapie, die sich aus der Volksheilkunde
entwickelt hat. Erstere erhebt den Anspruch, kausal und symptomatisch der Krankheit entgegenzuwirken,
während die Tradition sich auf überlieferte Erfahrungen stützt.
Die Phytotherapie gehört mit zu den ältesten Medizinlehren. Bereits vor mehr als 3000 Jahren wurden
in China und Indien Krankheiten mit Hilfe von Heilpflanzen behandelt. Sie wurden in allen
Hochkulturen eingesetzt und waren die wichtigsten Heilmittel bis zum Beginn unseres Jahrhunderts.
In unserem Kulturkreis war der Grieche Diokles von Karytos der erste, der um 350 v. Chr.
die Zubereitung und Anwendung von Pflanzen des östlichen Mittelmeerraums beschrieb.
Mit Paracelsus (1493-1541) begann eine Systematisierung der heimischen Heilpflanzenkunde in seinem Werk
"Herbarius". Er versuchte, durch Destillation die Essenz der Pflanze, das "Arcanum", von den unbrauchbaren
Bestandteilen zu trennen und so den reinen Wirkstoff zu gewinnen. Auf diese Weise erhielt er die ersten
alkoholischen Pflanzenauszüge.
In der Folge entwickelte sich die Pflanzenheilkunde weiter in traditionell naturheilkundlicher
Richtung, beispielsweise mit Sebastian Kneipp, aber auch in phytochemischer Richtung. Inhaltsstoffe von
Pflanzen - so das Morphin aus dem Opium, dem eingetrockneten Milchsaft des Schlafmohns - konnten isoliert
werden und waren offen für pharmakologische Untersuchungen. Isolierte Inhaltsstoffe und deren Derivate
sind übrigens keine Phytopharmaka mehr, sondern chemische Substanzen.
In den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts begann die pharmazeutische Industrie, Medikamente auf
synthetisch-chemischem Weg herzustellen und schuf starke und schnell wirksame Arzneimittel, die die
pflanzlichen Medikamente in den Hintergrund drängten. Heute gilt die Pflanzenheilkunde jedoch als
wertvolle Ergänzung oder Alternative zu chemischen Behandlungen.
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